Für mich, frisch aus der Lehre im Lebensmittelverkauf, war es eine völlig neue Welt. Die Tankstelle funktionierte ohne Karten – bezahlt wurde bar oder mit Eintrag ins Benzinbüchli. Zeiterfassung? Fehlanzeige. Mit der mechanischen Stempeluhr wurden Präsenz- und Auftragszeiten gestempelt. Werkstattaufträge entstanden von Hand, und Kaufverträge für neue oder gebrauchte Fahrzeuge schrieb man mit Kugelschreiber auf vorgedruckte Formulare.
Das Büro war mit den einfachsten Hilfsmitteln ausgestattet: eine mechanische Schreibmaschine, ein Rechenapparat für Plus und Minus, ein Telefon mit Wählscheibe, Lineal, Locher, Bostitch, Kohlepapier für Durchschläge und viele Notizblöckli. Das Highlight war die NCR-Registrierkasse mit 27 mechanischen Zählwerken. Mit ihr verbuchte ich Rechnungen und wickelte den Geldverkehr ab.
Meine Aufgaben waren bunt und abwechslungsreich: handschriftliche Werkstattaufträge, Kundengespräche am Schalter oder am Telefon, der Austausch mit Mitarbeitenden und Lieferanten. Und beim Tanken war Service noch selbstverständlich: Benzin nachfüllen, Ölstand kontrollieren, Kühl- und Scheibenwasser ergänzen, Luftdruck einstellen, Frontscheibe putzen – und Trinkgeld war ein bedeutender Teil des Lohnes.
Besonders eindrücklich war die Fakturierung: Alle Kommt- und Geht-Stempelungen mussten zusammengerechnet, Adress- und Fahrzeugdaten mit der Schreibmaschine ins Geschäftspapier getippt und mit Durchschlägen vervielfältigt werden. Dazu kam der ausführliche Werkstatttext und die Auflistung sämtlicher Teile und Flüssigkeiten. Der Gesamtbetrag wurde mit der Rechenmaschine ermittelt und in die Registrierkasse übertragen – Zahlenkontrolle inklusive.
Noch im selben Jahr fiel auch der Neubau in Heerbrugg in meine Startzeit. Ich durfte tatkräftig mitwirken: als Hilfskraft beim Malen, in der Metallbearbeitung, als „Gango“ für Warenbeschaffung oder gar für die Verpflegung. Weil mein damaliger Chef tagsüber kaum Zeit für die Fakturierung hatte, fanden diese Arbeiten oft in den frühen Morgenstunden statt. So fuhr ich bei jedem Wetter mit dem Velo von Marbach nach Diepoldsau und stand um fünf Uhr früh bereit.
1972 trat Bruno ins Unternehmen ein, übernahm die Büroleitung – und schon bald auch mein Herz. 1977 heirateten wir, gründeten eine Familie und lebten die SternGarage in jeder Faser. Unsere Töchter wuchsen von klein auf mit dem Betrieb auf. Kinderwagen, Wickeltisch und Laufgitter im Büro waren selbstverständlich. Für die Überführungen gab es im Transporter einen fest montierten Kindersitz, und damit die Kleinen draussen nicht davonrannten, band ich sie auch mal mit einem langen Seil an. Später spielten die Enkel im Büro-Sandkasten oder auf der Brettschaukel im Türrahmen.
Neben den täglichen Büroarbeiten waren mir die zahlreichen Veranstaltungen der SternGarage ein grosses Anliegen. Ob Frühjahrsausstellung, Modellpräsentation, Werksbesuch bei Mercedes, Theateraufführung, Mitarbeiterausflug oder Generalversammlung – ich durfte überall mitgestalten. Oft brachte ich Ideen ein, die die Anlässe besonders machten: ein Formel-1- oder Rennlastwagen als Blickfang, aufwendige Blumendekoration, eine liebevoll eingerichtete Kinderecke, kulinarische Überraschungen, Fahrsimulatoren oder Wettbewerbe. Es war mir stets ein Herzensanliegen, Menschen unvergessliche Erlebnisse zu schenken.
Rückblickend sehe ich eine riesige Veränderung – von der handgeschriebenen Werkstattkarte über die ersten mechanischen Hilfsmittel bis zur heutigen Digitalisierung. Und ich durfte diesen Weg von Anfang an begleiten, mitgestalten und miterleben.
Liebe Klara, dein Engagement über all die Jahre verdient höchsten Respekt. Mit deinem unerschütterlichen Einsatz, deiner Herzlichkeit und deiner Treue hast du die SternGarage geprägt wie kaum jemand sonst. Du warst nicht nur Mitarbeitende, sondern Herz und Seele des Unternehmens. Für 55 Jahre voller Leidenschaft, Hingabe und unzählige Geschichten sagen wir dir von Herzen Danke – und verneigen uns in grosser Anerkennung.





















